Allzu oft ist es Mitleid und nicht Solidarität, welche Geflüchteten von denjenigen, die Verständnis für ihre Notlage besitzen, entgegengebracht wird. Das irritiert Mohammad Abu Hajar, den Anführer der Mazzaj Rap Band, einer der radikalsten und politisch engagiertesten Gruppen in der überschaubaren, wenngleich lebendigen Hip-Hop- und Rap-Szene, die in seiner Heimatstadt Tartus in Syrien entstanden ist. Gegründet wurde sie im Jahr 2007 und seit 2014 ist sie wieder aktiv, nachdem die Bandmitglieder aus Syrien flohen und in Berlin erneut zusammenfanden. Mazzaj Rap Band lässt den Sound US-amerikanischen Raps mit der traditionellen syrischen Dabke verschmelzen, bei der Darbuka-Trommeln und landesübliche Melodien zum Einsatz kommen. Abu Hajars Texte sind vernichtender gesellschaftlicher Kommentar „irgendwo links vom Marxismus“; er wettert gegen alles, angefangen von den hohen Lebenshaltungskosten und Freiheitsbeschränkungen bis hin zu Ehrenmorden. Neuere Tracks erzählen von seiner Inhaftierung, Folterung und Flucht aus Syrien sowie der anschließenden Erfahrung, die Eskalation des Krieges aus der Ferne zu beobachten. Sie klagen das Regime Assads und die anderen autoritären Milizen an, die das Land ins Chaos gestürzt haben, beschreiben die Ängste und Träume derer, die zu Gefangenen des Kriegs wurden, und derer, die es geschafft haben, ihm zu entkommen. Im Dezember 2017 schlossen sich Mazzaj und der polnische Rapper Jemek Jemowit zu einem Projekt zusammen, das aus der Erfahrung beider als Migranten mit deutsch-europäischer Identität hervorging sowie dem Versuch, sich in das kosmopolitische Europa zu integrieren. Sie beschlossen, das Projekt Ausländerbehörde zu nennen, und verweisen dabei augenzwinkernd auf die von der Bundesregierung geförderte Integrationskultur, etwa durch Integrationspflicht und Sprachkurse.